Immer noch trägt Enya ihr fesches Kleidchen, das Knabbereien an der frischen OP-Narbe verhindern soll. Hat es wohl auch, denn alles ist prächtig verheilt, und auch alle Fäden sind noch da, wo sie sein sollen.
Deshalb machte ich mir auch nicht allzu große Sorge wegen des Ölwechsels, der heute Morgen beim Hundespaßmobil anstand und mich außer Haus trieb.
Nur eine Stunde wollte ich das rekonvaleszente Hundemädchen also allein lassen, traf aber Vorsichtsmaßnahmen. Sie kam mit dem großen Mazel in die Küche. Kallisto, die mit Enya nur balgen würde, durfte mit dem kleinen Chef Ben im Wohnzimmer bleiben. Mazel knabbert nie an Enya rum oder tollt in der Wohnung mit ihr. Zu einer Auszeit würde er sich wohl auf die Ruhematte unter den Küchentresen knallen und Enya würde sich wohl, wie schon so oft, einfach dazugesellen, dachte ich mir.
Als ich wiederkam, bot sich mir ein Bild des Schreckens.
Auf dem Küchenboden fand ich lauter zerschreddertes Pflanzenmaterial, daneben den umgekippten Blumenkopf. An der Tür zwei fröhliche Hundchen, die sich über mein Wieder-Kommen schier überschlagen wollten. Tag 5 nach Enyas OP kann das Mädel wieder Bäume ausreißen.
Klasse.
Erstmal alle Vierbeiner vor die Tür gelassen, dann schaute ich im Internet nach, wie giftig so Yucca-Palmen für Hunde eigentlich sind. (Anders herum hatte ich ja jetzt genügend Erkenntnisse gewonnen.)
Ergebnis: jaha, Yuccas sind wirklich kein Nahrungsmittel für Hunde, giftig mit möglichen Symptomen Erbrechen, Durchfall, Schleimhautreizung, erhöhter Speichelfluss und noch irgendwas. Meine beiden Fellnasen hier gebärdeten sich aber so mopsfidel, dass ich doch von tierärztlichen Maßnahmen absah. Keine Spur von Unwohlsein. Die Symptome nicht festzustellen.
Anders bei den Yuccapalmen. Die eine war restlos hin. Ich brachte sie pietätvoll auf den Kompost. Die andere Yucca ging als Kriegsveteran aus dem Blitzscharmützel hervor. Die kleinen Bodenschosse waren von Hundezähnen sauber gekappt worden, der dickere Stamm aber hat alles relativ unbeschadet überstanden. Diese Palme wanderte in die oberen Räume, die hundefreie Zone sind.
Ja nun, Zimmerpflanzen kann ich sowieso nicht so viel abgewinnen. Deshalb fällt es mir leicht, die giftigen Zimmerpflanzen der unteren Liste fortan prinzipiell zu meiden. (Im Garten wäre das schwieriger; so Vieles müsste verbannt werden, das ich wirklich vermissen würde.)
Glücklicherweise machten die Hundis bisher keine Anstalten, sich die gartenansässigen Giftspritzen vorzunehmen, und ich beobachte sie sowieso immer scharf, um Unfälle an Tier, Pflanze und Baulichkeit zu verhüten. Bei Koexistenz ist natürlich das Wissen um die Giftigkeit von Flora außer Haus für Hunde um so wichtiger:
Liste der wichtigsten Giftpflanzen für Hunde (keine Gewähr auf Vollständigkeit):
Aber morgen werde ich ihr noch einmal erklären, warum man nicht an allem herumkauen soll.
Und dem Mazel erklär ich’s auch nochmal. Ich glaube, dass der wahrscheinlich beim Schreddern nur zugeguckt hat. Wir hätten es also mit einem Mitwisser zu tun, der dann später im ersten Kreuzverhör dichtgehalten hat.
Rudel-Ehre eben. So sind sie, die Hunde.
Rike Menn
P.S. Auch die Folgetage zeigten dann: Mit den Hundis ist gesundheitlich alles in Ordnung.